Hedwig von Beverfoerde spielt boshaft über Bande….

Ein letzter Post von Wolfgang Brosche

 

Hedwig von Beverfoerde hat es nicht selbst gesagt, sie spielt über Bande und zitiert aus einem Artikel der Kolumnistin Tamara Wernlis von der „Basler Zeitung“, der auf dem rechten Blog „Achse des Guten“ wiederholt wurde, aber das Zitat entlarvt die ganze Boshaftigkeit der LGBTI-Gegner, die sich benehmen, als ginge es um Menschenrechte für Primaten.

In typisch rechter Wortklitterung werden im Artikel von Tamara Wernlis Forderungen nach gleichen Rechten und schon nach menschlichem Anstand denunziert als despotische Erhebung von LGBTI-Menschen über die „Mehrheit“ der Heterosexuellen. Es geht dabei um mehr als den zerstörerischen Kampf der Reaktionäre gegen die gescholtene „Political Correctness“.

Hedwig von Beverfoerde zitiert den Kernsatz des Artikels und macht sich mit ihm gemein – und das in jeder Hinsicht. Während sie und die Autorin Wernlis vorgeben, es ginge ihnen um das Recht zur freien Meinungsäußerung, gar die Bedrohung der Demokratie und die Gefährdung der „Mehrheit“, enthüllen beide, die eine, die ihn ausgebrütet hat und die andere die ihn füttert, völlig schamlos ihre Menschenverachtung mit eben diesem Satz:

 

„Das Problem sind jene LGBT-Aktivisten, denen alltägliches aneinander vorbei oder zusammenleben nicht genügt, die nach anhaltender universaler Umarmung verlangen und mit einem abstrusen Forderungskatalog das aktive Mittun der gesamten Gesellschaft erzwingen wollen.“

Beverfoerde wie Wernlis behaupten, sie würden per Gesetz gezwungen „Ihre moralischen Werte aufzugeben“…  Was speziell Beverfoerde damit meint, hat sie schon im vorigen Jahr klar gemacht, als sie auf ihrer Webseite „Demo für Alle“ postete: „Toleranz – Duldung eines Übels!“

Immer wieder höre ich die naive Floskel, gleiche Rechte für Alle z.B. durch den Zugang zur Ehe für Alle, nähmen doch niemandem etwas weg. Das stimmt nicht! Beverfoerde macht ganz klar: solche Rechte nähmen ihr etwas weg: nämlich die Definitionshoheit über richtige und falsche Sexualität und Gefühle, über richtiges und falsches Leben. Sie und ihresgleichen brauchen LGBTI-Menschen, um sich selbst aufzuwerten, indem sie eine bestimmte Gruppe abwerten. Darum kämpft sie mit ihrer tatsächlich nicht homophoben sondern offen hassenden Organisation gegen LGBTI-Menschen und ihre InteressenvertrerInnen.

Gleiche Rechte für Alle – nichts mehr aber auch nichts weniger – fordern die gescholtenen Organisationen und die betroffenen Menschen hoffen diese Rechte würden sie endlich legal und menschlich gleich stellen. Es muß für eine Adlige wie Beverfoerde ohnehin schon schwer sein zu akzeptieren, wenn nach dem demokratischen Grundgesetz alle Bürger die gleichen Rechte haben, aber für eine erzkonservative Katholikin noch viel kränkender, wenn sie nicht mehr behaupten darf, sie sei gottgelittener weil heterosexuell. Nichts anderes heißt „Toleranz – Duldung eines Übels“: ich bin mehr wert als Ihr!

Beverfoerde will auch weiterhin Menschen zweiter Klasse. Darum kämpft sie verbissen nicht nur gegen die „Ehe für Alle“ und gegen die Aufklärung über die gleichen Lebensrechte für LGBTI-Menschen in der Schule, sondern sie bemüht sich wie so viele andere Feinde der LGBTI-Menschen darum, diese als krank und unnatürlich darzustellen. Das würde ihr durch gleiche Rechte erschwert. Die „Ehe für Alle“ ist ein Schritt diese Abwertung nach Jahrtausendende der Dummheit, Rohheit und des Hasses zu beenden. Es wird Generationen dauern.

Denn worauf dieser Kampf gegen LGBTI-Menschen, der sich gesellschaftlich gibt, tatsächlich abzielt, ist die langsame Zermürbung und seelische Vernichtung. Denn was bedeutet die ungeheuerlich aufgebauschte zynische Formel von der „universalen Umarmung“, die man nicht zu leisten bereit ist, sonst?

Ich will gar nicht von Frau Beverfoerde oder Frau Wernlis umarmt werden – die sollen umarmen, wen sie lieber herzen möchten; ich fürchtete ihre Dolche im Rücken und vor allem in ihren Augen. Aber ich bin schon ganz froh, daß sie offen sagen, was sie wollen.

Wir müssen erkennen, was solche Aussagen tatsächlich bedeuten – und zwar im Menschlichen, im Miteinander, auf das das Zitat rekurriert. Die Damen geben sich quasi-tolerant und großzügig, aber ihre verlogene Toleranz ist am Ende vernichtend.

 

Das Persönliche ist politisch – darum will ich das aus eigenem Erleben klarstellen:

Nach zermürbenden Kämpfen, immer neuen Versuchen zu einer Einigung mit meinen Eltern über den Umgang mit ihrem homosexuellen Sohn, kam es vermeintlich zu etwas, was wie ein Waffenstillstand aussah. Nach monatelangem Schweigen meines Vaters, der mit mir nicht mehr reden oder mir die Hand reichen wollte, nach Ekelanfällen meiner Mutter, die nicht fähig war, mich zu berühren – sie hatte das ganz deutlich gesagt: ich kann dich nicht mehr anfassen…. Nach Attacken selbst auf meine Trauer und Erinnerungen über meine verstorbene Großmutter – wir hatten einander sehr geliebt –  die in dem Satz gipfelten: „würde deine Oma noch leben, würde sie dich auch nicht lieben so wie du bist!“…

Nach apodiktischen Sätzen die mich als Vernichter der Menschheit bezeichneten (wie soll ein 16jähriger, der solcherart bedrängt wird, das anders verstehen?): „Wenn alle so wären wie du, dann würde die Menschheit aussterben!“….

Nach Beschuldigungen, die mich für den dysfunktionalen Zustand der Familie und ihrer Mitglieder  brandmarkten: „Du bist schuld, daß unsere Familie am Abgrund steht und deine Mutter an so schlimmen Krankheiten leidet!“…

Nach enthüllenden Anklagen, die mich als Urgrund allen Übels von Beginn an ausguckten: „Noch als Du im Kindergarten warst, wußte ich, daß Du so werde werden würdest, nur um mich  zu verletzen und die Familie zu zerstören“…. (was so bedeutete wurde niemals ausgesprochen, es war das Unwort schlechthin und verurteilte mich zum Unwert)…

…kam es zum großzügigen „Nachgeben“ meiner Eltern, denn das war es schon für sie: „Also gut lebe Dein Leben, aber behellige uns niemals mit „dieser Sache“. Damit meinten sie mein „unnatürliches, schädliches, krankes Leben, das ansteckt, krank macht, Ekel erzeugt – sie meinten „das Übel!“  Und schließlich waren sie sich ihrer eigenen Richtigkeit so sicher, daß sie mir auch noch auf den Weg gaben: „So einer wie Du wird niemals glücklich und geliebt werden.“ – Sie tarnten diese Vernichtung als Sorge –  tatsächlich war das natürlich eine Drohung, aber vor allem ein mißgünstiger vielleicht auch triumphaler Wunsch.

Alles, wirklich alles, was in ihrem Leben schief lief, sie nicht zufriedenstellte, was sie unglücklich machte, konnte so mir in die Schuhe geschoben werden. Heute weiß ich, daß sie mich unbedingt brauchten, um nicht ihr Unbehagen aneinander und ihr Überkreuzsein mit der Welt  bearbeiten zu müssen. Ich war ihr klassischer Sündenbock…

Zu allem Überfluß beteuerten sie mir, daß sie mich trotzdem liebten. Ich konnte mich dieser „Liebe“ nur entziehen, indem ich mich ihnen entzog. Zwanzig Jahre gab es nur noch  von Scham- und Schuldgefühlen auf beiden Seiten gemarterten zufälligen Kontakt. Bis zu ihrem Tod hat vor allem meine Mutter nicht verstanden, weshalb ich die Begegnung mit ihr mied: um mich und letztlich auch sie zu schonen. An dieser nie behandelten Wunde starb sie, nicht an dem diagnostizierten Herzinfarkt, mit gerade mal 64 Jahren.

Ich zweifele nicht, daß viele LGBTI-Menschen an ähnlichen Konflikten leiden. Dabei geht es nicht einmal um die von Beverfoerde geschmähte „Toleranz“ – es geht um die von Wernlis, ihrer Souffleuse der Boshaftigkeit, noch weitaus geschmähtere Umarmung, um die verweigerte Liebe. Und es geht um die Macht, die man ausübt, wenn man Liebe verweigert… Das ist eine unter Umständen tödliche Macht, wie ich am Beispiel meiner Mutter erkannt habe, die letztlich daran gestorben ist.

Natürlich weiß ich, daß man Liebe nicht erzwingen kann, weder emotional, noch  –  da haben die Homohasser sogar recht – durch Gesetze. Aber sie könnten schweigen, den bösen Mund halten, einen Punkt setzen. Meine Eltern wollten mich aber nicht ziehen lassen, sie brauchten den gefallenen Sohn immer wieder und weiter, um ihr emotionales Elend zu rechtfertigen. So wie Beverfoerde und Co. auch sich selbst rechtfertigen und als die besseren Menschen bezeichnen wollen, indem sie auf andere mit dem Finger zeigen, auf sie spucken – und sie wollen das in Ewigkeit so weiter treiben. Das ist das Moment des tiefsten, unreifsten und irrationalsten Hasses ihrer Bewegung.

Ihre gönnerhafte Haltung – siehe Frau Wernlis – mit ihrer Erwähnung des gnädigen „Aneinander Vorbeilebens“ – bedeutet letztendlich: bleibt ihr da unten, unter unseren Sohlen, in den Schatten, im Halbdunkel der Kriminalität, der Klappen und der schmutzigen Sexualität – das ist alles, was sie sich überhaupt zur Homosexualität vorstellen wollen und können. Liebe, Zuneigung, Fröhlichkeit, Miteinander, aber auch Trauer, Schmerzen und Verletzungen werden uns nicht zugestanden.

Das meint „Das Private ist politisch“ – wehe es sagt noch ein LGBTI-Mensch: was ich im Bett mache, geht nur mich was an, um sich damit den Feinden zu fügen… Es geht verdammt nochmal am wenigsten ums Bett: Wenn wir unser Leben und Lieben, unsere Fröhlichkeit und Trauer wie die Heterosexuellen in den Alltag aller tragen, würden unsere Gefühle, eben unsere Leben,, nach und nach über Generationen und Jahrzehnte vielleicht endlich selbstverständlich – übrigens auch für uns – und wir würden uns weniger selbst verachten und selbst hassen. Zu was für grotesken Verzerrungen der eingeimpfte Selbsthaß führt, sieht man im Augenblick an Personen wie Alice Weidel, Mirko Welsch oder vor allen David Berger – die in anderen Homosexuellen ganz verborgen und verkleidet sich selbst hassen wie die Pest.

So wie die falsche und gönnerhafte Toleranz, die man zum Beispiel Schwarzen in den USA entgegenbrachte, zu den grotesken Figuren etwa des literarischen „Onkel Tom“ oder des realen „O.J. Simpson“ geführt hat (Repräsentanten der Gönnerhaftigkeit oder der Mißgunst)   führt die „Duldung des homosexuellen Übels“ á la Beverfoerde eben auch zu Zerrfiguren des homosexuellen Selbsthasses.

Diese Zerrfiguren sind Spiegelbilder der angeblichen Normalität: der verwachsene Mensch sieht halbwegs „normal“ (was immer das auch ist) im Zerrspiegel aus. Deshalb brauchen Leute wie Beverfoerde die Homosexuellen auch als Lebensversicherung – will heißen Lebensbestätigung – sie sind lebensnotwendige Zerrspiegel für ihre Buckel des Hasses.

Aber jetzt – da es endlich die „Ehe für Alle“ gibt – die eben nur ein erster Schritt ist zur Selbstverständlichkeit – müssen wir ihnen aktiv verweigern, sie weiter zu spiegeln. Kein Mensch, kein Gesetz, fordert von ihnen uns zu lieben und zu umarmen. Aber wir werden für sie nicht mehr jene Zerrspiegel sein.

Sie sollen uns unsere Liebe und unsre Umarmungen lassen….sie sagen das täten sie – nein, sie setzen sie herab, sie erklären sie und damit uns für minderwertig. Aber DAS ist es, was sie nicht mehr dürfen und was wir ihnen verweigern müssen!

Da spiele ich nicht mehr über Bande, sondern fordere den klaren und eindeutigen (Vor)-Stoß ins Schwarze Loch ihrer Menschenverachtung. Die Zeiten der Zweite-Klasse-Menschen müssen vorbei sein!

 

http://www.achgut.com/artikel/transphobisches_stueck_scheisse

https://web.facebook.com/demofueralle/posts/2007580029461019

 

 

Dieser Text entstand vor zwei Wochen…ich würde ich heute nicht mehr kämpferisch enden lassen. Aber diese (vermeintliche) Kampfeslust war doch eher Verzweifelung…

…heute weiß ich, daß all diese „privaten“ Einimpfungen (die keinesfalls „privat“ waren, sondern gesellschaftlich institutionalisiert), gewirkt haben. Ich habe schon als Pubertierender meinen Gefühlen nicht getraut und erklärt, ich existierte nur vom Hals aufwärts und daß ich in jeder Hinsicht allein bleiben werde. Und so ist es gekommen. Diese zynische Contenance mit der ich mich durch so viele geschleppt habe, kann ich nicht mehr aufrecht erhalten. Es läßt sich daran auch nichts mehr ändern. Alles, was ich geschrieben habe,, war vergeblich…ich bin allein geblieben. Es hat keinen Sinn mehr… sie haben erreicht, was sie wollten. Es ist schön, daß die anderen sich z.B. in Berlin heute feiern…ich habe nie dazu gehört. Ich habe meinen Zorn noch nicht einmal professionalisiert wie viele andere, dahin tragen können, wohin er gehört. Ich hab keine Ressourcen mehr – in jeder Hinsicht.

Danke für die digitale Begleitung…

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